Das Wissen um die Selbsthilfe mit einfachen, natürlichen Mitteln ist wieder sehr aktuell. Heute sind viele Menschen wieder bereit, ihre Gesundheit und die ihrer Kinder in die eigene Hand zu nehmen. Das Interesse an alternativen Heilweisen und an gesunder Ernährung und somit das Interesse am Kneippen ist gross.
Kinder spüren lassen
Gewiss wird Ihr Kind es als überaus wohltuend empfinden, die schmerzlindernde Wirkung eines Halswickels zu erfahren. Anfangs ist nicht jeder spontan vom Wickel begeistert, aber wer die Wirkung spürt, wird oft zum Freund des Halswickels.
Sanfte Halswickel
Am einfachsten ist es, mit einem »trockenen« Halswickel zu beginnen, bei dem die Wirkstoffe der Heilpflanzen oder ätherischen Öle im Vordergrund stehen.
Für Kinder ab zwei Jahren und Erwachsene:
Für Kinder wird anfänglich am besten mit einem kuscheligen Halswickel ohne thermischen Reiz – gearbeitet. Bewährt ist der Engelwurzbalsam, der gereizte Schleimhäute beruhigt und das Lymphsystem anregt. Den Balsam mit zarten Streichungen vom Ohr bis hin zum Schlüsselbein ganz sparsam und dünn auftragen. Die Wirkstoffe werden sehr gut von der Haut aufgenommen. Fette Öle wie das Ringelblumenöl oder das Thymian-Angelika-Öl sind für Halswickel geeignet. Das Aussentuch mit dem Zwischentuch ergänzen und auf die Haut legen, sobald der Balsam oder das Öl gut eingezogen sind. Das Kind bestimmt die Dauer der Anwendung, solange als angenehm. Etwa 1 – 3 Stunden.
Hilfe bei kleinen Verletzungen
Das Erste nach einem Sturz mit dem neuen Fahrrad sind tröstende Worte von Mama oder Papa und ein kalter Waschhandschuh auf die schmerzende Stelle. Verletzungen gehören beinahe schon zum Kinderalltag. Mal war der Zaun zu hoch, das Fahrrad zu schnell, der Stacheldraht einfach zu spitz. «Mama, hilf mir, es tut sooo weh!» Welche Mutter kennt das nicht?
Kompresse mit Calendula (Ringelblume)
Kneippen mit Kinder137-3 aus Wickel & Co. Ursula Uhlemayr- Urs Verlag
In vielen Gärten finden wir die orangen und leuchtendgelben Blüten der Ringelblumen. Seit dem Mittelalter ist die Ringelblume »Haut-Hausmittel Nr.1«. Sie wirkt desinfizierend, ist besonders hautverträglich, reinigt die Wunde und verbessert die Bildung der ersten feinen Gewebeschicht. Als immunstärkendes Öl, welches die Entgiftung unterstützt, habe ich gute Erfahrung gesammelt.
Für jedes Alter, von Geburt an:
– Regt das Lymphsystem an, Lymphabfluss fördernd
– Immunstimulierend
– Als Erstversorgung kleiner Schürfwunden
– Zum Reinigen von Schürfwunden
– Verbesserung der Narbenbildung
– Bei Entzündungen der Haut
– Wundheilend und entzündungshemmend
Das brauchen Sie:
– Calendula Tinktur (aus der Apotheke)
– Leinen-Innentuch oder sterile ES-Kompresse (aus der Apotheke) auf offene Wunden – so groß wie der betroffene Bereich
– Binde (bei kleinen Wunden Pflaster) zum Befestigen
1 bis 2 Teelöffel Calendula-Tinktur auf 1/4 Liter abgekochtes, lauwarmes Wasser geben. Verbandmull mit der verdünnten Essenz tränken, leicht aus- wringen, auf die Wunde legen und mit einer Binde oder einem Pflaster fixieren.
Dauer: Solange das Tuch nass ist; bei der ersten Anwendung kann die Kompresse 1- bis 2mal nachgetränkt werden. Bei Bedarf 2- bis 3mal täglich durchführen.
So macht’s Kindern mehr Spass
Ringelblumen sind eine Pracht in jedem Garten, wachsen aber auch auf dem Balkon. Kindern bereitet es Freude, aus den leuchtenden Blumen selbst Medizin herzustellen. An einem sonnigen Spätvormittag pflücken Sie 1 Handvoll geöffneter Ringelblumen, zupfen mit den Kindern die Blütenblätter ab und geben sie in ein Weithalsgefäss, giessen 0,5l 45%igen Alkohol darüber und lassen die angesetzte Tinktur etwa 14 Tage auf einem sonnigen Fensterbrett stehen. Das Gefäss täglich durchschütteln. Die Blüten abseihen und die Tinktur dann in kleine, am besten braune Flaschen abfüllen. Ich wette, Ihr Kind wird Sie beim nächsten Sturz an die Ringelblumenkompresse erinnern. Bei kleinen Schürfwunden geben Sie das getränkte Tüchlein einfach unter das Pflaster, bei grösseren Stellen mit einer Mullbinde umwickeln.
Barfuss laufen
Was auf den ersten Blick gewöhnlich erscheint, schenkt uns bei genauerem Hinsehen ein Naturerlebnis für unsere Sinne. Wir treten über unsere Fusssohlen in Kontakt mit der Natur.
Den «Das natürlichste und einfachste Abhärtungsmittel ist das Barfussgehen» (Sebastian Kneipp)
Boden unter den Füssen zu spüren, das weiche Moos oder die spitzen Kieselsteine, den warmen oder kühlen Untergrund, den Duft der Natur und der Pflanzen wahrnehmen… die Sinne werden auf vielfältige Weise angesprochen, wir lernen zu fühlen, zu hören, zu riechen und zu spüren. Barfussgehen wirkt anregend und kräftigend auf den gesamten Organismus, stehen doch die Fusssohlen reflektorisch mit dem gesamten Organismus in Verbindung. Fussschwächen wie Senk-, Spreiz- oder Knickfuss werden durch das Training der kleinen Fussmuskeln äusserst positiv gestärkt.
TIPP:
Wie wär’s mit einem kleinen Parcour in Ihrem Garten oder dem Kindergarten. Feiner Sand, Kieselsteine, Kastanien, weiches Moos, Baumrinde und vieles mehr machen das Barfussgehen wesentlich abwechslungsreicher, interessanter und auch wirkungsvoller.
Tautreten – ein herrlich belebender Tagesbeginn
Verbindet man das Barfussgehen mit einem thermischen Reiz, wie beispielsweise beim Taulaufen oder beim kurzen Schneetreten, verstärkt sich die Wirkung auf die Durchblutung, so dass eine vegetativ stabilisierende sowie abhärtende Wirkung erreicht wird. Achten Sie auf eine aktive Wiedererwärmung mit Bewegung. Danach warme Wollsocken anziehen.
Knieguss
Könnte der Knieguss verpackt in eine Hausapotheke gestellt werden, würden wir dieses wirksame Mittelchen häufig verwenden. Kann eines der Familien- mitglieder schlecht einschlafen, so ist der Knieguss das erste Mittel der Wahl. Selbst die Kinder greifen gerne auf dieses Hausmittel zurück, wenn sie schon die gute Wirkung erfahren haben.
TIPP:
Für alle Eltern, die tagsüber viel stehen müssen und schwere Beine oder Venenprobleme haben, gehört der Knieguss zum abendlichen »Muss«. Durch den Kältereiz schliessen sich die Venenklappen kurzfristig und bewirken kurzzeitig einen besseren Rückfluss des Blutes. Dies wirkt nachweislich entstauend und lindert das Schweregefühl in den Beinen.
Niemals bei kalten Füssen anwenden! Das Kind oder der Erwachsene steht in der Duschwanne oder im Garten, am besten auf einem Holz- oder Plastikrost. Mit dem Ausatmen beginnend, giessen Sie vom rechten Fussrücken aussen aufwärts bis etwa eine Handbreite über das Knie, etwas verweilen und an der Innenseite langsam abwärts giessen. vorhanden, Fusssohle rechts und links. Die stärkere Variante ist der so genannte »Schenkelguss«, bei dem das Wasser bis zur Leiste geführt wird. Er wirkt viel intensiver und darf bei Kindern nur behutsam angewendet werden.
TIPP:
Je früher Sie Ihre Kinder an dieses Gefässtraining gewöhnen, umso robuster und gesünder wird Ihr Nachwuchs. Beginnen Sie mit etwa einem Zahnputzbecher voll Wasser.