Gerade im Winter ist der Bedarf an Kräutern besonders hoch. Wenn der Garten ruht, sind die Mittel aber begrenzt. Wir zeigen Möglichkeiten und Wege auf, damit auch die Winterzeit eine «Kräuterzeit» bleibt: Zum Essen, Geniessen und zum Verschenken.
© by angieconscious pixelio.de
Es gibt verschiedene Arten, sich Kräuter zunutze zu machen, zum Beispiel in getrockneter Form. Diese Substrate sind über den Lebensmittelhandel erhältlich, zumeist als Gewürze und Tees. Wer gezielt nach Heilkräutern sucht, ist in Drogerien und Apotheken gut beraten. Hoch im Kurs stehen in der kalten Jahreszeit Kräuter, die gegen Erkältungen wirken, wie Eibisch, Salbei, Hufattich, Thymian etc. Im Angebot stehen auch getrocknete Blüten wie Lavendel, Rosenblüten, Ringelblumen etc. Diese werden gerne benutzt, um Geschenke wie Blütensalz, -zucker und Badekugeln zu machen.
Frisch von der Fensterbank
Es gibt einzelne Kräuter, die man unter günstigen Bedingungen auch daheim auf der Fensterbank ziehen kann. Gärtner aber warnen vor zu hohen Erwartungen. Während der Wintermonate ruht die Vegetation; wer im Haus ansät, kann diesen naturgegebenen Zyklus nur schwer durchbrechen. Das heisst, die Saat, sofern sie genügend Licht bekommt, wächst, aber sie wächst langsamer. Es braucht bis zur Ernte mehr Geduld, und dann empfehlt es sich, nur die kräftigsten Stängel zu ernten.
Der richtige Standort
Kräuter, die es lieber kühl und schattig mögen, sollten Sie ans Ost-, West- oder gar Nordfenster stellen. Sonnenhungrige Kräuter sollten Sie hingegen möglichst immer an einem Südfenster platzieren. Rosmarin, Thymian, Salbei und Oregano brauchen mindestens eine westliche, besser eine südliche Ausrichtung. Petersilie, Liebstöckel, Schnittlauch und Basilikum dagegen kommen sehr gut an Fenstern zurecht, die gegen Osten oder sogar Norden gehen. Diese Kräuter vertragen keine direkte Sonne, sie bevorzugen Halbschatten und gedeihen oft sogar im Schatten; die Töpfe sollten aber nicht zu dicht an der kalten Scheibe stehen. Als Faustregel gilt: Pflanzen, deren Blätter weich und frisch-grün sind, benötigen einen kühleren Standort und einen feuchten Lebensbereich.
Pflanzen oder Samen?
Einsetzen können Sie für das Fensterbrett prinzipiell Kräuterpflanzen aus dem Gartenfachhandel, selbst gezogene Ableger aus dem Freiland sowie die Samen von Freilandpflanzen.
Selber ansäen
Wer zur Winterzeit in eher dunklen Räumen lebt, entscheidet sich am besten für Schnittlauch oder Peterli; diese genügsamen Pflanzen kommen auch mit wenig Licht aus. Da der Peterli jedoch nur langsam wächst, kann es bis zur ersten Ernte etwas dauern. Vorsicht: Mehr Wasser fördert nicht das Wachs- tum, sondern lediglich die Fäulnis. Winterzeit ist die Zeit von Kresse und Sprossen. Diese Pflanzen lassen sich auf der Fensterbank sehr gut selber ziehen, und man hat Vitamine «aus erster Hand» – und dies erst noch biologisch!
Pflanzen aus dem Handel
Gartencenter bieten auch im Winter einige Kräuter im Topf für die Küche an. Basilikum, Peterli, Schnittlauch, Rosmarin, Thymian, manchmal auch Salbei und Oregano, wobei Letztere im Winter eher schwierig im Topf zu halten sind. Ebenfalls im Fachhandel erhältlich sind Peterliwurzel, Zitronengras und Kardamom grün. Weitere Pflanzen, die sich für die Fensterbank eignen, sind Liebstöckel, Estragon, Melisse, Kerbel, einige Arten von Basilikum und Kapuzinerkresse.
Gewusst wie Wichtig
Pflanzen Sie die Kräuter nach dem Kauf in einen grösseren Topf um. Oftmals sind die Töpfe viel zu klein, sodass die feinen Wurzeln nicht ausreichend Platz haben und deshalb bald eingehen. Oder man teilt die Pflanzen direkt nach dem Kauf; einen kleinen Kräutertopf kann man locker auf vierPflanzentöpfe verteilen. Wichtig: Verwenden Sie hochwertige Erde, diese enthält ein ausgewogenes Verhältnis von Ton, Torf und Lang- zeitdünger. auch wenn Kräuter genügsam sind, ist die Nährstoffversorgung besonders in der Anwachsphase sehr wichtig. Achtung: Während der Win- terzeit ruht die Vegetation, die Kräuter nehmen in dieser Phase wenig bis keinen Dünger auf, das regelmässige Düngen alle zwei bis drei Wochen, wie während der Hochsaison, entfällt somit.
Wasser – wie viel ist zu viel?
Dass Kräuter im Winter nicht lange halten, hat zudem mit falschem Giessverhalten zu tun. Kräuter vertragen in der Regel nicht viel Wasser. Um ein «Überwässern» zu vermeiden, mischen Sie kleine Tonscherben als Drainage unter die P anzenerde. Die Tonscherben speichern das überschüssige Wasser und geben es nach und nach an die Pflanzen ab. Auch zu viel Hitze kann den Kräutern schaden. Achten Sie darauf, dass Kräuter nicht zu nah an Öfen oder Heizkörpern platziert werden. Ideal eignen sich auch Treppenhäuser. Die Zimmertemperatur sollte zwischen 18 und 20 Grad liegen. Die einzige Ausnahme bildet der wärmeliebende Basilikum: Bei Temperaturen von 24 bis 30 Grad Celsius fühlt er sich besonders wohl.
Vom Garten ins Haus
Viele Gartenfreunde holen noch vor dem Frost die Pflanzen zur Überwinterung ins Haus und damit in den Topf auf die Fensterbank. Sehr gut eignen sich Peterli, Schnittlauch, Pfefferminze, Zitronenmelisse, Basilikum (z.B. «African green» oder «African blue»), Rosmarin, Lorbeer und Salbei.
Schädlinge
Auch im Haus gezogene Kräuter sind gegen Schädlinge nicht gefeit! Sie werden recht häufig von kleinen Fliegen befallen. Ursache auch hier ist meist ein Zuviel an Feuchtigkeit, sei es durch die hohe Luftfeuchtigkeit im Raum (z.B. in der Küche) oder durch übermässiges Giessen breitet sich Fäulnis im Stock aus. Oftmals gibt es nichts mehr anderes, als die von Fliegenbefall betroffene Pflanzen zu entsorgen. Auch der Läusebefall ist ein gefürchtetes Übel. Manchmal reicht es aber schon aus, wenn Sie die Kräuter gut abduschen, trocknen lassen und diese Prozedur eventuell mehrmals wiederholen. Kräuter im Freiland ernten Ganz früh im Frühjahr können wieder erste Kräuter im Garten geerntet werden, oft bereits dann, wenn sich die ersten Blätter und Triebe zwischen dem Schnee entfalten, wie zum Beispiel Barbarakraut, Löffelkraut, Guter Heinrich oder Tripmadame (Felsen- Fetthenne). Diese Triebe sind dann noch sehr zart und bedürfen eines sorgsamen Erntens.